Onlineshopping – Ein Geschäft mit Ecken und Kanten. Bloß nicht persönlich werden.
Die Idee
Ich brauche eine Ledertasche, XXL, am besten cognacbraun, Ladesumme ca. 50 L. Viel Auswahl gibt es nicht. Es muss stabil sein, auf mein Motorrad passen. Ich brauche dazu zwei Lederriemen, Länge ca. 1,35 bis 1,40 m, Lochung rundum.
Ansätze
Die Ledertasche finde ich bei Firma Berliner Bags, nicht nur auf der Firmenwebsite, Amazon ist ein wichtiger Partner. Die Tasche macht auf dem Bildschirm einen guten, vernünftigen Eindruck. Ich lese quer und sehe, Taschen wie diese werden vielfach in Indien angefertigt. Ich entschließe mich, bei der in Berlin ansässigen Firma vorbeizufahren. Die Firma residiert in der FACTORY Görlitzer Park Ich sende eine Anfrage per Email dorthin und erhalte erstmal keine Antwort. Ich rufe an. Erstmal geht niemand ran (tagsüber). Später geht eine Frau ran, aber sie wirkt so ein bisschen wie aus dem Unternehmen gefallen. Bin ich in einem Callcenter gelandet.
Die passenden zwei Lederriemen weichen vom Angebot der Fa. Fronhofer (Würth an der Donau) mit maximal 0,65 m ab. Sie müssten angefertigt werden, also beantworte ich mit meiner Wunschlänge und bitte um Preisangabe. Ich sende die Anfrage per Email, nach der ersten Antwort mit einer Rückfrage, bleibt die zweite Nachricht wieder ohne Antwort. Das Telefon auf der Website ist eine Smartphonenummer. Hier ist nur eine Mailbox geschaltet. Ich hinterlasse keine Nachricht, denn Rückrufe zu bestimmten Zeiten kann ich nicht verlangen und will ich auch nicht. In zwei Stunden bin ich anderswo mit meinem Kopf und ich muss mich konzentrieren.
Angefragt nach so einem Gürtel habe ich aus naheliegenden Gründen auch bei Tartar Berlin. Doch Absage, auf Anfrage heißt es gerade:
Die Frage: „Motorradlederriemen, braun, besser Cognac, Länge 135 cm, 2 cm Breite, starke Dicke, mindestens halbumrundend gelocht, mit metallenen Gürtelschnallen, davon 2 Stück, was kosten die und könnt ihr das liefern? Oder ich komm vorbei.“
Die Antwort von Tartar: „Das wird aktuell sehr schwierig, da wir zeitlich komplett eingespannt sind! Beste Grüße und auf ein anderes mal.“
Bei Berlin Bags, sagt mir die Mitarbeiterin, haben sie ein Ladengeschäft. „Wir sind zwischen 09 und 18 Uhr da,“ sagt sie. Ich sage, ich komme, aber ich muss 100 km anreisen, das mache ich nicht aus Spaß, sondern weil ich die Taschen sehen will. Sie versteht das. Ansonsten forscht sie nach, warum meine Email nicht beantwortet wurde. Zwei Stunden später überraschend Antwort, es heißt jetzt: „Wir haben keine Ladengeschäfte. Wir verkaufen nur online in unserem Online-Shop und bei Amazon.de. Wir bieten 100-tätiges Rückgaberecht an.“ – Jetzt bin ich rat- und rastlos: Ich muss eine Tasche anfassen, die ich kaufe. Gern in der Besenkammer.“ – Meine Antwort:
„Nö, das ist Scheiße: 100 Tage Rückgaberecht löst mein Problem nicht. Und übrigens Eures auch nicht, denn dann wird das ein kostenaufwändiges NULLSUMMENSPIEL. Ich kann Ledertaschen anfassen in der kleinsten Besenkammer. Ich brauch es nicht, dieses BIN LADEN. Ich will eine Tasche kaufen, die ich vorher anfassen konnte. Ich will sie bezahlen, ich will sie nicht bezahlen, dann eine Ticketnummer lösen, einen Paketaufkleber herstellen und alles rückabwickeln. Das ist für mich eine der negativen Begleiterscheinungen des Internets. Also: Kann man bei einer Berliner Firma sich so eine Tasche ansehen oder weigert Ihr Euch, Kunden persönlich zu empfangen? Ich frage deswegen so gründlich nach, weil ich meine Erfahrungen beim Onlinekauf regelmäßig als Bewertung veröffentliche.
Heißt:
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etwa:
Join uns bloß nicht persönlich: NEIN, NJET, NADA?
– Ende meiner Nachhaknachfrage: „Nun werden Sie mal nicht persönlich.“ (dieser Satz ist komplett ausgedacht) – Spaß beiseite. Ich bin gespannt, wie die Sache weitergeht. Ich beschließe schon mal, mich bei anderen Händlern umzusehen, um nicht noch weitere Zeit zu verschwenden.
Zur Firma Fronhofer sage ich aktuell nichts. Es wäre verfrüht. Wenn mein Interesse an Berliner Bags zu Ende ist, verfällt auch die Idee mit den passenden Lederspannriemen. Das ist ja das Problem am ganzen Onlineshopping: Als hätten die Menschen kein Hirn mehr, geht es nicht mehr um erfolgreiches Verkaufen, sondern nur noch ums nutzlose Feilbieten von irgendwelcher Ware, die man ja „auch zurückschicken“ kann. Leudde? Das ist nicht der Sinn der Sache: Ich will etwas kaufen, was ich brauche und ich will kein lautes Onlineshopping-Trallala. Keine Newsletter, keine App zum Download, keine bunte Eventwelt. Ich brauche eine Tasche.
Die Fa. Tartar hat nach meinem Eindruck ein ziemlich hohes Preislevel, dass sie den Auftrag zur Anfertigung von zwei Lederriemen ablehnt, kann ich nur mit Kopfschütteln entgegnen. Ich kann mich aber nicht beklagen: Niemand wird gezwungen, neue Kunden zu generieren und oft fängt ja das Glück erstmal ganz klein an. Zu einem Meat & Greet mit lautem Great kommt es zwischen uns nicht. Ende Gelände.
Dazu schreib ich mir solche Erfahrungen auf. Ich will später nachsehen, wer nächstes Mal von Anfang an raus, nur weil er zwar eine gute Website hat, die uns Kundennähe und „Customer Care“ vortäuscht, diese aber letztlich nicht wirklich lebt.
Schnauze halten. Ich muss weiter recherchieren: MARKTBEOBACHTUNG
Weiterführend
- Berliner Bags Amazon – Ledertasche
- Fronhofer – Befestigungsriemen FIX IT
- Tartar Herstellung und Vertrieb – abgelehnt